Orient-Express durchquerte den Hunsrück

Rund 20 Radlerinnen und Radler formierten sich am 3. Juni-Wochenende zum Orient-Express. Dieser war zwar zunächst nur in Teilen, später gelegentlich als Bimmelbahn oder als Lehmfräse unterwegs, aber – und darauf legen wir Wert – stets mit bestens gelauntem Personal.

Los ging es am Freitag nach der Arbeit an unserem Stammtreff in Gonsenheim. Die erste Teil-Expedition startete um 14.30 Uhr und arbeitete sich im Zick-Zack durch den südöstlichen Hunsrück. Die zweite Teilexpedition startete um 17.30 Uhr, nahm aber dann den direkten Weg in die Seibersbacher Sportschule des Sportbundes Rheinhessen. Es warteten schon die Duschen mit dem herben Charme des Sportschulen-Altbaus und dann ein Abendessen, das nicht nur lecker war, sondern zur Not auch für eine ganze Division ausgereicht hätte.

Am Samstagmorgen zeigte sich das Wetter durchwachsen, aber im Wintergarten der Mensa blinkte auch viel blauer Himmel, so dass wir uns nach dem opulenten Frühstück zügig auf die Räder schwangen. In Soll-Stärke von 21 Leuten (fünf Frauen und 16 Männern) ging es auf die große Tour. Das erste Highlight war die 10-Kilometer-Abfahrt nach Bacharach, danach folgte mit dem Panorama-Anstieg von Oberwesel nach Urbar bald der zweite spektakuläre Teil. Auf halber Höhe machten wir noch einen kleinen Abstecher zum sogenannten Günderode-Haus mit einem der schönsten Ausblicke im Mittelrhein-Tal. Danach wurde es etwas weniger lauschig, denn auf dem langen Weg quer über den Hunsrück blies uns der heftige Wind meist schräg von vorn in Gesicht. Belohnt wurden wir mit einer schönen Abfahrt ins Moseltal nach Burgen, wo wir in einem italienischen Restaurant unsere Kohlehydratpegel wieder auf Normal-Null brachten. So gestärkt nahm der Orient-Express moselaufwärts tüchtig Schwung auf, bevor wir uns über meist sanfte Steigungen wieder in den Hunsrück schraubten. Streckenplaner Andreas hatte einen Super-Job gemacht: Wir passierten das in der Regel „sperrige“ Simmern fast ohne es zu merken. Aber eines war uns bei der Streckenplanung entgangen: Dass nämlich bei Bell plötzlich die Welt zu Ende war. Zumindest die Straße, die für uns ja die Welt bedeutet. Jetzt kam die Nummer mit der Lehmfräse. Wir wollten nicht zurückfahren und schoben die Räder über die Brückenbaustelle. Das ging zunächst ganz gut, bald fühlte es sich unter unseren Füßen aber immer weicher und klebriger an. Wir wollten aber nicht mehr zurückwaten und dachten uns, „Augen zu und durch – es könnte schlimmer kommen“. Und es kam schlimmer. Kurz und gut, nachdem wir wieder Asphalt unter den Füßen hatten, brauchten wir etwa 20 Minuten, um unsere edlen Gefährte und Schuhe soweit vom Lehm frei zu schaben, dass ein Weiterfahren möglich war. Der Rest ist schnell erzählt: Mit allmählich schlapp werdenden Beinen nach Argental, mit den letzten Körnern den Schanzerkopf erklommen und hinten nur noch runterrollen bis zur Sportschule. 140 Kilometer, 1.800 Höhenmeter, Dusche, Grillfest, Jupheidiheida!

Und damit dämmerte auch schon der Tag der Rückreise herauf: Harald biss in den sauren Apfel und fuhr den Gepäckbus und der Rest schwang sich wieder in den Sattel, um bei strahlendem Sonnenschein die restlichen schlappen 70 Kilometer (mit Zwischenrast bei Tia in Appenheim) zu bewältigen, ausnahmslos mit einem fetten Grinsen im Gesicht.

Einhelliger Tenor. Es war ganz toll. Und was macht man, wenn etwas toll war? Richtig – man macht es nächstes Jahr wieder!!!

Quelle: www.radsport-orient.de

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