Vorwärts Orient – Schachfreunde Mainz 5 : 3
In der Vorschlussrunde der 1. Rheinhessenliga fiel möglicherweise die Entscheidung über den Ausgang der Saison. Während Titelanwärter Gau-Algesheim II gegen Orient II wichtige Brettpunkte ließ, dem aber die für den Klassenerhalt notwendigen Punkte vorenthielt, bestand die erste Mannschaft von Vorwärts Orient mit den „Schachfreunden“ die letzte schwere Prüfung auf dem Weg zur Meisterschaft. Es war von Anfang an klar, dass es ein harter Kampf werden würde. Selber rechnerisch nicht mehr in der Lage aufzusteigen und in beiden Spitzenpaarungen gegen Bingen und Gau-Algesheim mit 3,5:4,5 jeweils unterlegen, boten die Gäste erneut ein starkes Team auf.
Lediglich an Brett acht – sieht man einmal von Dimos ubiquitärer dwz-Überlegenheit ab – schienen wir von der Papierform in Vorteil, jedoch mussten wir gerade hier eine frühe Niederlage hinnehmen. Arnd hatte sich im zeitverzehrenden Königsangriff verrannt und wurde ausgekontert. Im Gegenzug erfolgte ein Sieg von Johannes an Brett 2, der es mit Frau Plauth-Herr zu tun hatte. Sie hatte gegen Johannes´ Minoritätsangriff im Damengambit scheinbar alles richtig gemacht und ein vielversprechendes Bauernpaar auf der a‑und b‑Linie gebildet. Doch zu dessen Verwertung kam es nicht, da Johannes unter
Unterstützung eines dominierenden Springers seinen d‑Bauern spielentscheidend durchdrückte.
Spannend verliefen die Partien in der „Mittelachse“. An Brett 3 diskutierten zwei Routiniers eine besonders scharfe und eigentlich bereits weit ausanalysierte Variante der Schweschnikow-Verteidigung, in der sich der Mainzer kaum, unser „Wisse“ vermeintlich bestens auskannte. Aber wer kennt das nicht: Es entsteht auf dem Brett eine Stellung, bei der man sich fragt: „Wie ging jetzt noch mal der Gewinn?“ – Und so war es wohl auch diesmal der Fall. Jedenfalls fand Wisse – wie auch keiner der Umstehenden – den Mattweg mit Minusmaterial, und sein Gegner konnte den König und damit auch den vollen Punkt behalten.
Auch Christian konnte man mangelnden Mut sicher nicht unterstellen, opferte er an Brett 4 in der von Brehmer gewählten Nebenvarianteder Französischen Verteidigung ganze zwei Bauern für ein spürbares, aber eben nur positionelles Übergewicht. Sein Gegner gab einen Bauern zurück und „klammerte“ den zweiten – was im Läuferendspiel ebenfalls mit dem vollen Punkt belohnt wurde.Demgegenüber konnte ich (Armin) am Nachbarbrett gegen Herrn Herr, der sich als Weißer vielleicht etwas früh durch Figurentausche um seine taktischen Möglichkeiten gebracht hatte, in einem etwas zähen Turm-Läufer-Endspiel meine bessere Bauernstellung gewinnbringend einsetzen.
Währenddessen hatte Kai an Brett 7 eine schwierige Eröffnungsphase überstanden und einen soliden Mehrbauern erspiel. So kam es – bei einem Spielstand von 2:3 – auf die Partien von Dimo (Brett 1) und Annelen (Brett 6) an. Zu beiden Partien kann ich nicht viel sagen, mein persönlicher Eindruck war lange Zeit eher skeptisch, denn Annelens Gegner spielte druckvoll, und Dimo musste mit einer Figur weniger spielen – gegen drei Bauern, die ihm jedoch der Gegner mit seinem Turm nach für nach abzupflücken drohte. Doch dann kam die Wende. Dimo gelang es wohl doch, einen Bauern durchzubringen und Annelen eroberte, wie auch immer, die Qualität; die Verwertung war nach überstandener Zeitnot infolge der vorhandenen Bauernstrukturen nicht weiter schwer. So stand es plötzlich 4:3, das Spiel war gedreht.
Man erwartete nun ein Remis von Kai im Mannschaftssinne, doch der spielte nach einiger Bedenkzeit trotz guter Zureden unbeirrt weiter (Wisse: „wenn du remis machst, steigen wir auf.“ – Kai: „Wollen wird das überhaupt?“),
und der rasche Zusammenbruch der gegnerischen Stellung bestätigte seine Einschätzung.
So können wir nach dem hart erarbeiteten Sieg gegen einen gleichwertigen Gegner mit großer Zuversicht in die Endrunde blicken. Schon ein knapper Sieg dürfte dank eines Vorsprungs von zwei Brettpunkten gegenüberden gegen die starken Bingener antretenden Gau-Algesheimer den Aufstieg bedeuten – bei 6,5 Brettpunkten mit mathematischer Sicherheit. Wie Werner schon formuliert hat: das Tor zur Meisterschaft steht weit offen. Beim Durchmarschieren sollte man nicht mehr ausrutschen!